Luparo Fitness

10
Februar
2021

Ist ein Butt Wink schädlich?

By Phil87 0

Wenn sich das Becken am untersten Punkt einer Kniebeuge abklappt, spricht man von einem Butt Wink. Der Butt Wink ist ein kontroverses Thema in der Fitnessszene. Manche sprechen sich dagegen aus (bspw. hier: http://gewichtheberschuhe-test.de/buttwink/), andere wiederum stufen ihn als weniger bedenklich ein (siehe hier: http://ypsi.de/warum-der-butt-wink-von-vorteil-ist/) oder (hier: https://www.facebook.com/…/a.47409…/1005836449427959/…)

WAS LÖST DEN BUTT WINK AUS? 

Ganz so genau weiß man das nicht. Es gibt allerdings zwei Theorien die sehr populär sind. 

 

  1. Die Strukturelle-Theorie 
  2. Die Beweglichkeits-Theorie

 

STRUKTURELLE THEORIE: 

Diese Theorie besagt, dass bei manchen Menschen aufgrund der strukturellen Gegebenheiten ihres Beckens, bei einer tiefen Kniebeuge der Oberschenkelknochen gegen den Rand der Gelenkpfanne kommt und ein weiteres absenken in die Hocke nur durch ein Abklappen des Beckens möglich ist. Durch die Bewegung des Beckens, rundet sich als Folge der untere Rücken häufig mit. Strukturelle Einflußfaktoren sind der Femorale Anteversions-Winkel und der Acetabulare Anteversions-Winkel. 

 

BEWEGLICHKEITS THEORIE: 

Diese Theorie geht davon aus, dass Beweglichkeitsdefizite bei dem Trainierenden dazu führen, das Becken abkippen zu müssen. Verspannte oder “verkürzte Gewebsbereiche” sollen das Becken in diese Position ziehen. Muskeln die hierfür gerne verantwortlich gemacht werden sind:

– Beinbeuger (Hamstrings)

– Hüftmuskulatur (Glutealmuskeln, Piriformis, Adduktoren, Hüftbeuger)

– Waden (Sprunggelenke)

Die Hamstrings haben nichts mit dem Butt Wink zu tun, da sie in der Squat relativ konstant in der Länge bleiben (1). Für die Hüftmuskulatur gibt es auch nicht wirklich einen Beweis, dass sie einen Buttwink auslösen kann. Alleinig die Waden spielen eine entscheidende Rolle beim Butt Wink. Unbeweglichkeiten im Sprunggelenk in Dorsalflexion können in der Tat einen Butt Wink verstärken (2). Eine verspannte Wadenmuskulatur kann hierzu folglich beitragen. 

Einen weiteren Punkt den wir hier noch hinzufügen möchten, ist eine Schwäche der Rückenmuskulatur. In unserem Trainingsalltag stellen wir häufig fest, dass Personen mit einer schwachen Rückenmuskulatur eher zu einem Butt Wink neigen, als Personen mit einer stärken Rückenmuskulatur. Folglich würde hier noch die Kraft bzw. Kontrolle, das Becken in Position zu halten, hinzukommen. 

 

IST EIN BUTT WINK SCHÄDLICH? 

Diese Frage wird wohl am meisten diskutiert und auch hier muss man leider sagen: Es gibt keinerlei Beweise in der Literatur, dass ein Butt Wink schädlich ist. 

Durch das Abklappen des Beckens, rundet sich häufig auch die Lendenwirbelsäule mit. Das wird von vielen Fachleuten als bedenklich eingestuft. Das Runden der Lendenwirbelsäule haben wir hier ausführlich diskutiert: https://luparo.fitness/ist-es-schaedlich-seinen-ruecken-beim-kreuzheben-zu-runden

Wir denken, dass man das Ganze immer von Person zu Person entscheiden muss. Ein gutes Assessment kann hier weiterhelfen. Es muss immer erst untersucht werden, ob ein Butt Wink mehr aus strukturellen oder Beweglichkeits-bzw. Kraft Gründen vorhanden ist. Ein leichter Butt Wink wird bei den meisten Trainierenden kaum zu Problemen führen, wobei ein starkes Abklappen inkl. Runden der Lendenwirbelsäule eher vermieden werden sollte. Anfänger oder Personen mit schwacher Rückenmuskulatur profitieren anfänglich sehr von dem Versuch den Butt Wink zu verhindern, da sie hierfür die Rückenmuskulatur gezielt benutzen müssen und ebenfalls ein Gefühl für die Tiefe und Position des Rücken entwickeln. Ein fortgeschrittener Athlet kann den Butt Wink in Maßen gezielter ohne Probleme einsetzen, allein schon durch die Anpassung und Kräftigung der Strukturen. Liegen generell Rückenbeschwerden vor, so empfiehlt es sich den Butt Wink minimal zu halten. 

 

(1) Schoenfeld, B. J. (2010). Squatting kinematics and kinetics and their application to exercise performance. The Journal of Strength & Conditioning Research, 24(12), 3497-3506.

(2) Campos, M. H., Alaman, L. I., Seffrin-Neto, A. A., Vieira, C. A., DE Paula, M. C., & DE Lira, C. A. (2016). The geometric curvature of the lumbar spine during restricted and unrestricted squats. The Journal of Sports Medicine and Physical Fitness.

 

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